Iris Wolff
Halber Stein
Roman
Klett-Cotta Verlag
294 Seiten, geb. € 21,-
E-Book € 16,99
ISBN: 978-3-7013-1197-2 / Erschienen Juli 2012
Sine, eine junge Frau, die nach Abschluss ihres Studiums auf der Suche nach ihrem beruflichen Weg ist, kehrt nach über 20 Jahren an den Ort ihrer Kindheit zurück. Ihre Großmutter Agneta ist gestorben, und gemeinsam mit ihrem Vater Johann ist sie zu deren Begräbnis nach Siebenbürgen gereist.
Das Haus der Großmutter zieht sie vom ersten Augenblick an in ihren Bann: das Gebäude mit seiner geheimnisvollen Architektur, dem vermauerten Eingang zur ehemaligen Familienfärberei und den verschiedenfarbigen Räumen, erinnert sie an ihre Kindheit. In die Trauer um ihre Großmutter mischt sich die Trauer über die verloren geglaubte Heimat.
Die Wiederbegegnung mit Julian, dem Freund der Kindheit, die Auseinandersetzung mit der Lebensgeschichte der Großmutter und die Erzählungen der Dorfbewohner lassen ein Bild der reichen kulturellen Vergangenheit Siebenbürgens entstehen. Details der Landschaft werden zu Metaphern einer Suche nach der eigenen Identität, und setzen in Sine einen Reifeprozess in Gang, der sie auch sich selbst näher bringt. Der in Michelsberg gelegene „Halbe Stein“, ein jahrtausendealtes Naturmonument, öffnet Sine den Blick für das Wesentliche: „Wenn man erinnert, kann man nicht verlieren.“
Das Buch hat einen, aber eben nicht nur, historischen Wert – anhand von Geschichten wird Zeitgeschichte erzählt, und hier gelingt, wie so oft in großer Literatur, dass Geschichte plastischer, wahrer herüberkommt, als in den Büchern der Historiker.
Uli Rothfuss, Kunstportal-bw.de, August 2015
Die Erzählung überschreitet staatliche, sprachliche und kulturelle Grenzen […] überhaupt folgt die Erkenntnisreise nach Siebenbürgen einer aus der Romantik bekannten Weltauffassung: Zur Essenz der Dinge gelangt man jenseits der Vernunft und auf dunklen Umwegen, in traumartigen Zuständen und im Spiegelkabinett von flüchtigen Bildern.
Olivia Spiridon, Spiegelungen, August 2014
Die Geschichte ihres ersten Romans „Halber Stein“, trägt die Wirklichkeit einer Etappe siebenbürgisch-sächsischer Geschichte und Kulturgeschichte aus der Sicht der jungen Generation mit den Antworten vieler Stimmen aus Erinnerung und Gegenwart, vielfältig reflektiert und künstlerisch äußerst gelungen und vielversprechend in die Zukunft.
Jury-Begründung zum Ernst-Habermann-Preis 2014
So liebevoll und stilistisch schön Iris Wolff Landschaft und Alltagsleben im heutigen Siebenbürgen auch darstellt, so respektvoll ihre Menschendarstellung ist, sie lässt ihren Roman nie ins allzu Idyllische abrutschen. Die Kargheit des Lebens bleibt dem Leser nicht verborgen, und den nostalgischen Stimmungsmomenten setzt Wolff deutliche Kontraste entgegen.
Christian Schacherreiter, Oberösterreichische Nachrichten, Januar 2013
Wann hat man in der Literatur das letzte Mal so unverdrossen das Wort „Heimat“ ins Spiel bringen dürfen, wie es Iris Wolff auf eine vollkommen selbstverständliche Weise unternimmt? Heimat hat bei ihr nichts Anstößiges, Rückwärtsgewandtes, es bedeutet für sie einen Ort, an dem die Erinnerungen aufgehoben sind.
Anton Thuswaldner, Salzburger Nachrichten, August 2012